BeyondConventions: Wenn Start-ups und thyssenkrupp voneinander lernen
Digitalisierung und Industrie 4.0 | Innovationen | Technologietrends | Unternehmenskultur | Wie passen ein Unternehmen mit über 200-jähriger Geschichte und digitale Start-ups zusammen? Sehr gut, findet Ufuk Ergen – wenn die Unternehmenskultur stimmt. Gemeinsam mit Kollegen und weiteren Unternehmen hat er BeyondConventions ins Leben gerufen. Das Ziel des Events: echte Zusammenarbeit zwischen Start-ups und Konzernen ermöglichen. Uns hat er erzählt wie es dazu kam – und was Unternehmen von Start-ups lernen können.
Für ein großes Unternehmen zu arbeiten hat etliche Vorteile – ob Sicherheit, Aufstiegsmöglichkeiten oder Einfluss. Aber alle, die es mal ausprobiert haben, können bestätigen: Wie bei allem im Leben gibt es eben auch Nachteile. „Jeder, der mal in einem Konzern gearbeitet hat, weiß, dass es häufig langsamer läuft, als es laufen könnte. Je größer der Tanker ist, desto langsamer bewegt er sich“, sagt Ufuk Ergen, Manager Innovation, Strategy und Project bei thyssenkrupp. „Von daher ist es sinnvoll, mit anderen Organisationen zusammenzuarbeiten, die einen ergänzen können – sei es in der Geschwindigkeit oder beim Inhalt.“ Mit letzterem meint der Digitalexperte vor allem, dass sich Start-ups oft auf ein ganz bestimmtes Produkt oder eine spezielle Dienstleistung fokussieren können, während Konzerne oft sehr breit aufgestellt sind.
Dabei gibt es vor allem eine Voraussetzung, damit sich beide Seiten tatsächlich gegenseitig unterstützen: „Die Einstellung, dass man grundsätzlich offen für Neues ist. Ich würde das als Managementziel oder als Unternehmenskultur bezeichnen.“ Sowohl das Start-up als auch das Unternehmen müssen also bereit sein, sich aufeinander einzulassen. „Nur so können wir voneinander lernen. Wie in einer zwischenmenschlichen Beziehung.“
BeyondConventions bringt Start-Ups und Unternehmen zusammen
Seit dem vergangenem Jahr schafft BeyondConventions für diese Kooperationen eine Bühne. „Die Idee war: Wir laden Start-ups aus Deutschland und Europa ein, sich mit ihren Lösungen und Ideen auf konkrete Problemstellungen aus unseren Geschäften zu bewerben“, so Ergen.
Heute stehen hinter der Veranstaltung sieben namenhafte Firmen mit Wurzeln im Ruhrgebiet – neben thyssenkrupp sind zum Beispiel auch Siemens, innogy und ALDI dabei. „Alle sieben Unternehmen schreiben im Rahmen des Events öffentlich digitale Herausforderungen aus, vor denen sie stehen. Start-Ups können dann Lösungen dazu einbringen. Sie können kein Preisgeld gewinnen, keine Investition, sondern einen echten Auftrag von einem der internationalen Konzerne – ein echter Anreiz für ein junges Start-Up also.“
Schon bei der Erstausgabe von BeyondConventions im letzten Jahr hat sich gezeigt: Das Konzept geht auf, sagt Ergen: „Das Ruhrgebiet wird in vielen Köpfen nach wie vor als Gründerstandort ausgeblendet. Das wollten wir ändern. Wir haben hier in der Region 155.000 Unternehmen, die einen Jahresumsatz von über 300 Milliarden Euro erwirtschaften. Dazu eine der dichtesten Bildungs- und Forschungslandschaften in Europa. Dieses Potenzial möchten wir nutzen, darauf möchten wir aufbauen.“ Das hat funktioniert: Mehr als 200 Start-Ups haben sich beim ersten Mal beworben. 35 von ihnen kamen schließlich im Februar 2018 nach Essen zu BeyondConventions. Die vor Ort entstandenen Aufträge laufen in vielen Fällen bis heute.
Zweite Ausgabe von BeyondConventions im Februar 2019
Schon heute, ein Jahr nach der Premiere und kurz vor der zweiten Ausgabe von BeyondConventions, ist sich Ufuk Ergen sicher: BeyondConventions ist eine Erfolgsgeschichte. Erneut haben sich in diesem Jahr rund 200 Start-Ups beworben, die ihre Lösungen für echte digitale Herausforderungen präsentieren wollen.
Auf die Teilnehmer wartet in diesem Jahr ein spannendes Rahmenprogramm mit Speakern wie Dr. Frederik G. Pferdt, Chief Innovation Evangelist bei Google und Professor an der Stanford Universität. Das Motto in diesem Jahr: Be bold. Be brave. Blow us away. Heißt: Keine 08/15-Lösungen. Kein „One size fits all“. Dann kann aus der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Start-Ups Großes entstehen.